FAQ

1. Reduzieren Biotreibstoffe die CO2-Emissionen?

Ja, wenn für deren Erzeugung nicht mehr Energie aufgebracht wird, als man durch ihre Verbrennung gewinnt.
Um das beurteilen zu können, werden sogenannte Lebenszyklusanalysen für Biotreibstoffe erstellt, die den gesamten Energieaufwand für jeden Produktionsschritt (z.B. landwirtschaftlicher Anbau, Energieaufwand in der Produktionsstätte, Auslieferung zum Verbraucher) berücksichtigen. Man erhält letztlich ein Output-Input-Verhältnis, das angibt, ob und wie viel mehr Energie durch einen Biotreibstoff gewonnen wird als in dessen Produktion geflossen ist.
Die Europäische Union hat die Richtlinie für Erneuerbare Energie (2009/30/EG) verfasst, die für Biotreibstoffe in Europa im Vergleich zu fossilen Treibstoffen eine Emissionseinsparung von mindestens 35 % vorsieht, bis 2017 steigt diese Anforderung auf 50 % und bis 2018 auf 60 %.
Bei der Verbrennung im Fahrzeug wird nur jene Menge an CO2 frei, die von der Rohstoffpflanze während des Wachsens aus der Atmosphäre aufgenommen worden ist – Biotreibstoffe sind also CO2-neutral. Je weniger Energie also für die Herstellung eines Biokraftstoffs aufgebracht werden muss, desto größer ist die eingesparte CO2-Menge.

2. Können Biotreibstoffe in herkömmlichen Fahrzeugen verwendet werden?

Ja, prinzipiell ist der Umstieg von fossilem Treibstoff auf einen Biotreibstoff möglich.
Hat der Hersteller das Fahrzeug ab Werk für einen bestimmten Biotreibstoff freigegeben, so sind auch keine Adaptionen am Aggregat notwendig.
Ansonsten müssen bei Verwendung eines reinen Biotreibstoffs Änderungen an einzelnen Fahrzeugteilen vorgenommen werden. Bei Pflanzenöl betrifft dies beispielsweise das Einspritzsystem.
Beachtung sollte man nach dem Umstieg auf Biodiesel besonders dem Kraftstofffilter schenken, da der Biodiesel die früheren Ablagerungen von fossilem Diesel aufgrund seiner guten Lösungsmitteleigenschaften loslösen kann, die daraufhin den Filter verstopfen und schädigen.
Bei der gegenwärtigen Beimischung von Biodiesel zu fossilem Diesel und Bioethanol zu Benzin sind allerdings keine Probleme zu erwarten.

3. Gibt es eine steuerliche Begünstigung für Biotreibstoffe?

Ja, Biotreibstoffe sind gänzlich von der Mineralölsteuer befreit.
Wer also beispielsweise mit reinem Biodiesel unterwegs ist, bezahlt keine Mineralölsteuer. Auch der 85 %-Anteil Bioethanol von Superethanol (E85) ist steuerfrei.

4. Existiert in Österreich eine Tankstelleninfrastruktur für reine Biotreibstoffe?

Ja, es gibt in Österreich Tankstellen, die reine Biokraftstoffe anbieten.
Mit Stand Juli 2008 ist reiner Biodiesel an 105 österreichischen Tankstellen erhältlich. Mit Stand Juni 2010 wird Superethanol (E85) laut superethanol.at an 27 österreichischen Tankstellen angeboten.

5. Sind Biotreibstoffe eine Bedrohung für die Nahrungsmittelversorgung?

Nein, Biotreibstoff- und Nahrungsmittelproduktion können nebeneinander existieren.
Im Zuge der Einführung des Substitutionsziels von 10 % Biotreibstoffen bis 2020 hat die Europäische Kommission bestätigt, dass dies ohne Probleme am Sektor der Nahrungsmittelversorgung möglich ist.
Die Flächenstilllegungspflicht von 10 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen ist mit dem Anbau der Ernte für 2008 ausgelaufen, wodurch alleine in Österreich etwa 50.000 Hektar als Agrarflächen wieder genutzt werden können. Die Nahrungsmittelproduktion hat klarerweise Vorrang. Allerdings können in Zukunft sowohl Nahrungsmittel als auch Rohstoffe für die Biotreibstoffgewinnung angebaut werden.
Es werden weltweit genügend Nahrungsmittel bereitgestellt, um die gesamte Weltbevölkerung versorgen zu können. Allerdings existiert ein gravierendes Verteilungsproblem: Während knapp eine Milliarde Menschen hungert, ist mehr als eine Milliarde Menschen von Adipositas betroffen.

6. Führen Biotreibstoffe zu einer Erhöhung der Nahrungsmittelpreise?

Nein, für einen merklichen Preisanstieg ist die benötigte Menge zu gering.
Besonders im Herbst 2007 kam es zu einer spürbaren Erhöhung der Nahrungsmittelpreise. Dieser Trend war allerdings aufgrund massiver Ernteausfälle und einer gesteigerten Nachfrage von Lebensmitteln in den Schwellenländern China und Indien begründet. Im Vergleich zur weltweiten Anbaufläche für Lebensmittel ist jener für Biotreibstoffe verschwindend klein.
Besondere Preistreiber waren neben Klimaextremen wie Dürre oder Hochwasser aufgrund des Klimawandels allerdings Finanzspekulanten, die mit Nahrungsmitteln zu spekulieren begonnen haben.

7. Führen Biotreibstoffe zu einer Abholzung des Regenwaldes?

Biotreibstoffe, die in Österreich produziert werden, mit Sicherheit nicht. Allerdings können nur international bindende Kriterien eine Regenwaldzerstörung effektiv verhindern.
Besonders in Zusammenhang mit der Produktion von Biotreibstoffen aus Palmöl kam und kommt es häufig zu dem Problem der Abholzung von Urwäldern, um Flächen für die Produktion zu bekommen. Palmöl ist aufgrund seiner Kraftstoffeigenschaften im europäischen Raum nicht als Rohstoff geeignet. Der Großteil der europäischen Produktion stammt aus Raps- oder Sonnenblumenöl, für deren Gewinnung strenge Nachhaltigkeitskriterien gelten. Die heimische Biotreibstoffproduktion führt also nicht zu einer Zerstörung von Regenwaldlandschaften, für die weltweite Biotreibstoffgewinnung trifft das leider nicht zwingend zu. Um dies gewährleisten zu können, sind weltweite Nachhaltigkeitskriterien unabdingbar.

8. Können Biotreibstoffe fossile Energieträger vollständig ersetzen?

Nein, Biotreibstoffe können den gesamten Bedarf an fossilen Treibstoffen nicht ersetzen.
Das Substitutionsziel der Europäischen Union heißt 10 % erneuerbare Treibstoffe bis 2020 (durch Biotreibstoffe und mit Ökostrom gespeiste Elektrofahrzeuge). Biotreibstoffe können zwar einen Beitrag dazu leisten, dass Österreich und Europa eine Emissionseinsparung erreichen und die Abhängigkeit von Erdöl reduziert wird, allerdings kann mit Sicherheit kein hundertprozentiger Ersatz fossiler Treibstoffe durch Biotreibstoffe erfolgen. Es bleibt abzuwarten, welche Rohstoffpotenziale zukünftige Biotreibstoffentwicklungen aufweisen werden.

9. Biotreibstoffe oder Elektroautos?

Biotreibstoffe und Elektroautos.
Das Ziel eines Anteils von 10 % erneuerbarer Energieformen am Treibstoffsektor betrifft nicht nur die Verwendung von Biotreibstoffen, sondern ebenso die forcierte Nutzung von Elektroautos, die mit Ökostrom gespeist werden. Für Österreich gilt das Ziel, bis 2020 100.000 Elektrofahrzeuge auf die Straßen zu bringen.
Der Ausbau der E-Mobilität wird in den nächsten Jahren voraussichtlich verstärkt werden. Innovationen in der Entwicklung leistungsfähiger Akkumulatoren und die verstärkte Produktion von Elektrofahrzeugen, die von einzelnen Automobilherstellern forciert wird, werden diesen Trend begünstigen.
Nachdem eine vollständige Substitution fossiler Kraftstoffe durch Biotreibstoffe nicht durchführbar erscheint, ist die Elektromobilität ein weiteres wichtiges Standbein in der Klimaschutzstrategie. Von diesem Standpunkt aus gesehen ist sowohl der Einsatz nachhaltiger Biotreibstoffe als auch die Forcierung von mit Ökostrom gespeisten Elektrofahrzeugen notwendig.

10. Wird es in Zukunft auch neuartige Biokraftstoffe geben?

Ja, die Entwicklung neuer Biotreibstoffe wird weltweit forciert.
Die Entwicklung und Forschung im Bereich neuer Biotreibstofftechnologien gewinnt weltweit an großer Bedeutung. Beispiele für derartige Biotreibstoffe, die sich im Versuchs- und Demonstrationsstadium befinden, sind Cellulose-Ethanol oder synthetische Biokraftstoffe. All diese Neuentwicklungen haben gemeinsam, dass sie aus Abfall- oder Reststoffen gewonnen werden. Mit deren Marktreife und großtechnischer Verwendung wird ab 2015 gerechnet.

 

Nachhaltige Zukunft

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